Die Herbertstraße im Hamburger Stadtteil St. Pauli gilt als eine der bekanntesten Straßen der Stadt und zieht sowohl Touristen als auch Einheimische an. Sie ist seit Jahrzehnten ein Symbol für das Rotlichtmilieu der Reeperbahn. Auffällig sind vor allem die Tore, die den Zugang zur Herbertstraße markieren – seit jeher dienen sie als physische und symbolische Grenze und schützen die dort arbeitenden Frauen vor neugierigen Blicken und unerwünschtem Durchgangsverkehr. Das östliche Tor wurden kürzlich im November 2024 durch ein neues Modell ersetzt.
Die Geschichte der Herbertstraße und ihrer Tore
Die Herbertstraße entstand im späten 19. Jahrhundert und entwickelte sich rasch zu einer Anlaufstelle für das Hamburger Rotlichtgewerbe. Sie gilt als einziger Ort in Deutschland, an dem Straßenprostitution auf diese Weise in einer bestimmten Zone legalisiert und gleichzeitig streng kontrolliert ist.
Die Tore, die die Herbertstraße heute so bekannt machen, wurden erstmals 1933 errichtet. Sie hatten das Ziel, den Blick auf die Prostitution, die unter den Nazis verboten wurde, zu verhindern. Bis heute gelten Zutrittsbeschränkungen: Frauen, die nicht dort arbeiten, und Minderjährige sind ausdrücklich nicht erwünscht. Die historischen Tore – ein in den letzten Jahrzehnten unverwechselbares Wahrzeichen des Viertels – waren so gestaltet, dass sie zwar das Sichtfeld einschränken, jedoch das mystische Interesse aufrechterhalten. Auf den Toren ist eine Warnung angebracht: „Für Frauen und Jugendliche verboten.“
Die Notwendigkeit eines neuen Tores
Mit der Zeit waren die Tore zunehmend verfallen, und auch die Sicherheit entsprach nicht mehr den aktuellen Standards. Vandalismus und Witterung hatten die Tore in Mitleidenschaft gezogen, und das Material war teilweise beschädigt. So beschloss die Stadt Hamburg in Zusammenarbeit mit der ansässigen Polizei und den Vertreter*innen des Viertels, die Tore zu modernisieren. Diese Entscheidung stieß bei Anwohnern und Geschäftsinhabern auf gemischte Reaktionen: Viele waren besorgt, dass die Herbertstraße ein Stück ihrer Authentizität und Historie verlieren könnte.
Das neue Tor – Design und Funktion
Das neue Tor, das im November 2024 errichtet wurde, hält sich an das grundlegende Design des Vorgängers, kombiniert es jedoch mit modernen Elementen und Materialien. Aus witterungsbeständigem Metall gefertigt, ist es robuster und widerstandsfähiger gegenüber Vandalismus. Im Design wurde darauf geachtet, den Charakter der alten Tore beizubehalten und die Herbertstraße als besonderen Ort zu schützen. Das neue Tor behält die Signale und Warnungen bei, die die Einschränkungen für Frauen und Jugendliche verdeutlichen.
Eine Besonderheit ist, dass das Tor jetzt so gestaltet ist, dass die Blicke von außen noch stärker abgehalten werden, während das Innere der Straße weiterhin abgeschirmt bleibt. Diskretion und Schutz der dort arbeitenden Frauen stehen dabei im Vordergrund.
Das Tor als Symbol für den Wandel auf St. Pauli
Das neue Tor der Herbertstraße ist weit mehr als nur eine praktische Zugangssperre. Es symbolisiert den Balanceakt, den die Stadt Hamburg und das Viertel St. Pauli seit jeher zu meistern versuchen: Die Bewahrung der Tradition und den Schutz der ansässigen Menschen mit der Notwendigkeit, sich der Gegenwart anzupassen und die Sicherheit zu gewährleisten.
Das neue Tor ist nicht nur ein architektonisches Element ist, sondern ein Stück Hamburger Geschichte und Identität – ein Ort, der seine Schattenseiten hat, aber auch tief verwurzelt ist im kulturellen Gedächtnis der Stadt. Die Herbertstraße und ihre Tore sind und bleiben ein faszinierender Teil der einzigartigen Kulisse St. Paulis.